Bioweine aus Südafrika

Bioweine aus Südafrika

von | 14.02.2019

Was bedeutet Bio oder Organic bei Wein? Immer mehr Winzer setzen auf biologischen Weinbau. Worin unterscheiden sich biologisch erzeugte Gewächse von herkömmlichen? Ob ein Wein bio wird, entscheidet sich fast nur im Rebberg. Erst seit 2012 ist die entsprechende Verordnung der EU in Kraft. Wie steht es um Bioweine aus Südafrika?

Etwa seit den 80er Jahren setzt sich immer mehr die Erkenntnis durch, dass der Einsatz von Kunstdünger, Pflanzenschutzmitteln und Herbiziden für Böden, Winzer und Konsumenten bedenklich ist. Eine wachsende Zahl von Weinproduzenten wendet sich darum dem kontrolliert biologischen Anbau zu. Mittlerweile gibt es annähernd 300 verschieden Biolabels. Aber alle haben dies gemeinsam: Auf den Einsatz von Herbiziden gegen das Unkraut, Kunstdünger und Chemikalien im Einsatz gegen die zahlreichen Rebkrankheiten wird verzichtet. Ausserdem muss der Boden zwischen den Rebzeilen mit Wildpflanzen und diversen Klee- und anderen Arten begrünt sein. Dies ist wichtig für die Nährstoffversorgung des Bodens.

In Gebieten mit häufigen Niederschlägen ist die Rebe sehr viel anfälliger für Pilzkrankheiten wie z.B. dem echten oder falschen Mehltau. Entsprechend ist der Biorebbau hier nur schon deswegen sehr viel anspruchsvoller. Viel Handarbeit und Know How ist nötig, damit im Rebberg ein biologisches Gleichgewicht zwischen Nützlingen und Schädlingen erreicht wird.

Im Weinkeller

Für die Arbeit im Keller gibt es auch einige Einschränkungen, die allerdings für die normale, herkömmliche Weinerzeugung nicht besonders relevant ist. So darf beispielsweise der Traubenmost nicht durch das Ausfrieren des Wassers oder durch Umkehrosmose aufkonzentriert werden. Auch beim Einsatz vom Klärmitteln gibt es einige Einschränkungen und Maischeerhitzung auf über 40°C ist verboten.

Und in Südafrika?

In Südafrika ist es seit Jahren sehr trocken. Man müsste also meinen, dass die Produktion von Bioweinen hier sehr viel einfacher ist. Weshalb gibt es nicht mehr Bioweine aus Südafrika? Tatsächlich sind nur eine handvoll namhafter Betriebe biozertifiziert.

Es gibt diverse Gründe dafür – haben mir verschiedene Produzenten erklärt:

– umweltfreundliches Denken und Handeln ist in Südafrika bereits stark verankert und selbstverständlich. Das Bewusstsein und die Anstrengungen für den Erhalt dieser einzigartigen weitgehend intakten Natur sind gross. Es wird fast ganz nach SWSA (Sustainable Wine South Africa)- und IPW (Integrated Production of Wine Scheme)-Richtlinien produziert. Das SWSA-Label in grünlicher Farbe und einer Nummer klebt auf praktisch allen Weinflaschen. Dies garantiert eine naturschonende und nachhaltige Bewirtschaftung. Der Mehrwert gegenüber Bioproduktion ist gering.

– in Südafrika ist es auch sehr notwendig das soziale Gleichgewicht zu beachten. Sehr wichtig für die Weinproduzenten sind gute Arbeitsbedingungen der Arbeiter. Dazu gehört beispielsweise die Bezahlung fairer Löhne und die Förderung weniger-privilegierter Menschen. Die Bio-Richtlinien sind für diese Aspekte nutzlos.

– der administrative Aufwand und die Kosten sind hoch – zu hoch für kleinere Betriebe

– der falsche Mehltau ist ein großes Problem im Weinbau. Für die Bekämpfung dieser Pilzkrankheit sind im Biolandbau mangels Alternativen kupferhaltige Präparate in großer Menge (2-4kg Kupfer/Hektar) erlaubt. Dieser Schwermetalleintrag schädigt die Fauna und die Mikroorganismen im Boden nachhaltig. Das Kupfer reichert sich in bestimmten Bodenhorizonten an und macht diese unfruchtbar – das ist eigentlich gar nicht „bio“.

– Biolandbau verbietet den Einsatz von Herbiziden. Das Unkraut muss mechanisch entfernt werden. Dadurch wird der Boden aufgerissen und der Erosion ausgesetzt. Für leichte Böden kann dies ein großes Problem sein.

Fazit:

Bio ist sicher sehr gut, und wir führen mit Waverley Hills, Tulbagh die Weine des wohl besten Produzenten von Biowein aus Südafrika im Sortiment, aber fokussiert auf Südafrika gibt es wie beschrieben weitere wichtige Aspekte, die durch ein Bio-Label nicht abgedeckt werden. Ich finde es wichtig, dass unsere Weinproduzenten ein grosses Bewusstsein haben im Umgang mit der Natur und den Menschen und dies auch praktizieren – mit oder ohne Label.

Über den Autor

Robert Schlag
Oenologe und Geschäftsführer von SAVINIS

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